Der erste Soloflug
An dem Tag wusste ich noch nicht was auf mich zukommt. Allerdings hat mein Fluglehrer schon Andeutungen gemacht. „Mit dir fliege ich nicht mehr. Ist mir zu langweilig. Ich habe nichts zu tun und nichts zu meckern.“
Erstmal ging ich von einem ganz normalen Schlulungsflug in der Platzrunde mit touch and go`s aus.
Wie verabredet war ich um 1600 am Platz. Treffen war auf dem Vorfeld und nicht wie gewohnt an der Halle. Die Maschine, eine Piper 28, war noch in der Luft. Ein anderer Fluglehrer war noch mit einem anderen Flugschüler in der Luft. Verspätung? Komisch! Das ist ungewöhnlich. Sie wollten doch schon vor einer Stunde zurück sein.
Ich treffe meinen Fluglehrer. Planänderung: Heute fliege ich mit einem anderen Fluglehrer. Ihn kenne ich auch. Mit ihm habe ich meine ersten Flugstunden absolviert.
Inzwischen ist die Maschine zurück. Nun bin ich dran. Er hat nur Zeit für 3 Platzrunden. Nach mir fliegt er mit einer anderen Flugschülerin.
Ich fliege die 3 Platzrunden. Die Landungen gelingen mir sehr gut und auch sonst hat er wenig auszusetzen. Nach der dritten Landung rollen wir wieder zum Vorfeld. Ich stelle die Maschine ab und löse die Gurte um wieder auszusteigen. Doch dann: „Das lief grade eben sehr gut. Jetzt mach das gleich noch mal allein.“ Wie jetzt allein? Du fliegst jetzt 3 Platzrunden allein. 2 touch and go`s und eine Abschlusslandung!
Das war wie ein Schock! Oh weia! Allerdings ist es ja auch mein Ziel allein zu fliegen denke ich mir. Na gut, sage ich. Und schon bin ich allein im Flugzeug. Mein Lehrer steigt aus, wünscht mir viel Erfolg und schließt die Kabine. Da wurde ich erstmal etwas zittrig. Aber eigentlich habe ich das schon oft genug erfolgreich gemacht ohne das mein Lehrer eingreifen musste.
Also los! Checkliste vor dem Anlassen. So, alles klar. Checkliste Anlassen. Alles getan. Motor läuft. Alles ok. Jetzt Funk und los geht’s. Backtrack auf der Grasbahn. Auf dem Weg zum Rollhalt der Asphaltbahn habe ich über Funk gehört das allerhand Flugverkehr in der Platzrunde herrscht. Am Rollhalt prüfe ich den Motor, die Ruder und die Instrumente und arbeite weitere Punkte meiner Checkliste ab. In der Zwischenzeit landet eine Maschine. Eine weite Maschine beendet gleich den linken Gegenanflug. Wenn ich jetzt los rolle, habe ich Zeit genug. Also funke ich und rolle auf die Asphaltbahn. Dann merke ich, dass ich was vergessen habe. Mist! Klappen auf 10°, Kraftstoffpume EIN und Transponder auf ALT. Grade noch rechtzeitig gemerkt. Und Vollgas! 40Knoten, 50Knoten, 60Knoten, jetzt rotieren, und schon bin ich in der Luft. Ganz allein! Oh Gott! Keiner kann mir helfen! Kein Fluglehrer an meiner Seite der im Notfall rettend eingreift!
Allein an Bord der Maschine merke ich wie sich das geringere Gewicht bemerkbar macht. Die Maschine steigt jetzt mit einer merklich größeren Steigrate. Das war schon beeindruckend. 450 Fuß erreicht, Klappen auf 0°. Linker Querabflug. 1000 Fuß erreicht also Leveloff in Platzrundenhöhe. Leistung auf 50% und in den linken Gegenanflug. Wenig Wind und kaum Böen und kaum Thermik. Tolles Flugwetter. Ende des Gegenanfluges und in den linken Queranflug, Leistung auf 35%, Klappen auf 10° und Funk. Eine andere Maschine, die von einem Rundflug zurückgekommen ist, ist gelandet und von der Bahn gerollt. Alles frei. Letzte Kurve in den Endanflug. Leistung 20% und Klappen auf 25°. Mein großer Auftritt. Die erste Landung, die ich ganz allein durchführen werde. Hoffentlich geht das gut! Der Wind lässt mich immer noch in Ruhe. Ein wenig hoch, Leistung auf 0%, jetzt den Abfangbogen, nun ausschweben. Ganz sanft setzt die Maschine auf. Eine gute Landung. Toll! Jetzt nicht zu lange freuen! Klappen wieder auf 10° und Vollgas, und schon bin ich wieder in der Luft.
In den beiden letzten Platzrunden fällt mir so richtig auf wie schön es ist allein zu fliegen und ich entspanne mich etwas während ich die tolle Aussicht genieße.
Alle Landungen gelingen mir wirklich gut. Und ich rolle wieder zum Vorfeld und stelle die Maschine ab. Jetzt begreife ich was ich geschafft habe und das alles gut gegangen ist. Kaum habe ich die Kabine geöffnet und bin ausgestiegen, schon werde ich von den beiden Fluglehrern und dem anderen Schüler in Empfang genommen. Alle gratulieren mir. Dann bittet mich einer der Lehrer an der Maschine zu positionieren um mir, nach alter Tradition, einen Klaps zu geben. Und das machen dann auch alle drei. Aua! Die beiden Lehrer waren wirklich nicht schüchtern.
Der andere Flugschüler macht an dem Tag auch noch seinen ersten Soloflug. Darauf gab es für alle einen Sekt.
Später habe ich erfahren, dass der erste Flug mit dem anderen Fluglehrer notwendig war, damit er auch meine Fähigkeiten einschätzen kann. Zwei Fluglehrer müssen den Flugschüler für den Soloflug freigeben.
Jetzt freue ich mich wie verrückt auf den nächsten Flug und bin gespannt auf den weiteren Verlauf der Ausbildung.